Montag, 9. Juli 2007

Das Krisenkind

Ich kommentiere im folgenden Artikel der 18 jährigen Schülerin Nora Fritzsche aus Köln, der am 05.07.2007 im ZEITmagazin Leben erschienen ist.

Ich frage mich, ob der Artikel eine Übertreibung ist, oder ob Nora wirklich schon mit 18 weiß, wo sie später einmal hin will und jetzt schon alle Hebel in Bewegung setzt, um ihr Ziel zu erreichen. Es spricht absolut nichts dagegen, dass man mit 18 weiß was man später einmal machen möchte. Vielen meiner Altersgenossen wird vorgeworfen, dass sie sich zu wenige Gedanken um ihre Zukunft machen.

Was mich an diesem Artikel stört, sind Begründungen für den Lebensweg der Autorin.
Sie sagt, dass es schwierig wird einen guten Job zu finden, wenn man schlechte Schulnoten hat. Das stimmt nur zum Teil. Viel entscheidender ist die Abwägung, ob man das Gymnasium besucht, die mittlere Reife ablegt oder "nur" einen Hauptschulabschluss macht. Auf Grund der demografischen Probleme Deutschlands - die der Verfasserin meines Erachtens völlig unbekannt sind - wird es in ein paar Jahren einen extremen Mangel an qualifizierten Fachkräften geben, der zum Teil schon heute akut ist. Abiturienten brauchen sich daher am wenigsten Sorgen, um ihre Zukunft zu machen.
Durch die Globalisierung werden es Hauptschüler viel schwerer haben einen Job zu finden, da viele Hilfsjobs im Ausland billiger erfüllt werden können.

Nora begründet ihre vielen Nebentätigkeiten und Aktivitäten unter anderem mit ihrer Angst vor einer ausbleibenden Rente. Es ist aber vollkommen egal, wann sie anfängt zu arbeiten und wie sehr sie sich anstrengt; ohne eine massive Zuwanderung werden die deutschen Sozialsysteme so oder so kollabieren. (Quelle)

Ich weiß nicht warum sie plötzlich diese Angst vor einer fehlenden Altervorsorge anführt, aber andererseits nicht weiß, dass es in ein paar Jahren einen massiven Fachkräftemangel geben wird. Dadurch sind ihre beruflichen Befürchtungen hinfällig.
Wenn man mit derartigen Fakten argumentiert, sollte man auch wissen wovon man spricht.

Einen ähnlichen Fauxpas leistet sie sich, in dem sie von einer Krisenzeit spricht in der sie und damit wir alle leben, weil sie die schrecklichen Ereignisse vom 11. September vor dem "Fernseher" [sic!] verfolgt hat.
Wenn ich das lese, frage ich mich warum ich nichts von Terroranschlägen höre. Aber Wolfgang Schäuble möchte uns ja am liebsten auch rund um die Uhr überwachen, weil die Terrorgefahr so hoch ist. Trotz der Krise wächst unsere Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit sinkt. Das ist schon beängstigend für 18-Jährige.

Nora will übrigens Jura studieren, um in der Politik Karriere zu machen, damit sie etwas verändern kann. Zwei Zeilen später schreibt sie, dass das keine Anpassung ist und sie sich nie anpassen würden.
Dabei gilt es doch heute fast als Binsenweißheit, dass nur angepasste Politiker Karriere machen. Welcher junge Politiker hat denn noch Format, hebt sich von der Masse ab und ist kein Karrierist.


Iak

p.s. Hoffentlich habe ich mit meinem ersten richtigen Blogeintrag nicht alle Leser gleich wieder verkrault. Rechtschreibund, Grammatik und Ausdruck befinden sich in einer "Verbesserungsphase" und wollen mit Wohlwollen betrachtet werden ;)


2 Kommentare:

Mash hat gesagt…

Tach,

ich finde deine Meinung zu dem Artikel Interessant. Dass Sie mit achtzehn Jahren weiß, was sie will, verwundert mich nicht. Ich bin drei Jahre jünger und weiß auch schon wie es weiter geht: Ich mache die zehnte Klasse und geh auf Fachgym, da ich ein sehr gutes Zeugnis hab, wird das auch locker klappen. Danach mach ich mein Zivildienst im Ausland und anschließen studiere ich. Was ich studieren werde spielt keine Rolle, da ich anschließen eine Ausbildung zum Journalisten machen werde. Dabei spielt das Studienfach keine Rolle mehr, in diesem Jahrtausend. Perfekt wird alles, wenn ich dann eine feste Stelle bei der „Zeit“ bekomme.

Mash

Iak hat gesagt…

Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich es schlecht finde, dass sie ein Ziel hat. Wie schon erwähnt, findet man wenige junge Leute, die mit 18 wissen was sie wollen.
Mir geht es in erster Linie um die Naivität mit der sie argumentiert. Mich stören die Fehler in ihrer Argumentation, die ich versucht habe aufzuzeigen.